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Tut es zu meinem Gedächtnis

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In der Mitte, auf einem flachen Tisch, lag das Lamm, das am gleichen Tag im Tempel geschlachtet worden war. Der erste Weinkelch wurde gesegnet. Die Vorspeise - bittere Kräuter und rötliches Fruchtmus - erinnerten an die bitteren Jahre der Knechtschaft in Ägypten und an den Ton, aus dem die Ziegel für die Stadt des Pharaos gebrannt wurden. Beim zweiten Kelch erzählte der Hausvater davon, wie Gott die Befreiung ermöglichte. Die Hauptspeise fing mit dem Brotbrechen an. Der Gastgeber segnete das Brot, brach es und gab jedem ein Stück davon. Danach wurde ein Kelch des Segens getrunken. Die Mahlzeit endete mit einem Dankgebet und einem gemeinsam gesungenen Psalm.

 

So ähnlich sollte es auch beim letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern laufen. Doch als Jesus das Brot nahm, sprach er: „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Und am Ende sprach er zum Kelch des Segens: „Trinkt alle daraus. Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das vergossen wird zur Vergebung der Sünden. So oft ihr davon trinkt, tut es zu meinem Gedächtnis.“ Damit wies er auf eine alte Verheißung des Propheten Jeremia (Jer. 31,31-34) hin: Gott wird einen neuen Bund mit seinem Volk schließen. Jesus griff auf alte Traditionen zurück und deutete sie gleichzeitig neu. Die Jünger sollten sich bei dem Passahmahl nun nicht mehr an die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten erinnern, sondern an den neuen Bund mit Gott, der durch Jesus Wirklichkeit geworden war.


Abendmahl theologisch betrachet

 

Christen haben von Anfang an Abendmahl bei ihren Zusammenkünften gefeiert. Ursprünglich war es wohl ein Sättigungsmahl, zu dem jede*r etwas beisteuerte. In 1. Kor 11 kritisiert Paulus die Zustände in Korinth: Die Reichen, die viel Zeit hatten, kamen schon früh zusammen und aßen sich satt. Als die ärmeren Menschen dazu kamen, waren nur noch Reste übrig. Für Paulus aber war das Abendmahl ein Zeichen der engen Gemeinschaft der Christen miteinander und mit Christus. Seine Bedeutung wurde durch das Teilen der Gaben und die Zusammengehörigkeit aller Menschen sichtbar.

Paulus verstand das Abendmahl einerseits als ein Zeichen, welches Gemeinschaft stiftet und andererseits als ein Erinnerungsmahl an die guten Taten und Gaben Gottes. In der späteren Abendmahlstheologie rücken die Elemente Brot und Wein immer mehr ins Zentrum. Sie werden gedeutet als Mittel der Sündenvergebung.

 

Die großen Kirchen interpretieren die Bedeutung des Abendmahls unterschiedlich. Vereinfacht kann man sagen:

  • Die katholische Kirche lehrt, dass sich Brot und Wein zu Leib und Blut Christi verwandeln. Die Lehre der orthodoxen Kirchen geht in die gleiche Richtung.
  • Die reformierte Kirche lehrt, dass Brot und Wein ein Symbol für Leib und Blut Christi sind.
  • Die lutherische Kirche lehrt, dass Leib und Blut Christi wahrhaft im Brot und Wein sind, wenngleich die Substanz der Elemente sich nicht ändert.

Es ist tragisch, dass gerade das Gemeinschaftsmahl zu einem der tiefsten Streitpunkte zwischen den Kirchen geworden ist.

 

Päivi Lukkari

 

Foto: Bilddatenbank der finnischen Kirche / Teemu Junkkaala

2019-07-08 22:01:00.0